Was ist Honig eigentlich?
„Honig ist der natursüße Stoff, der von Honigbienen erzeugt wird, indem die Bienen Nektar von Pflanzen oder Sekrete lebender Pflanzenteile oder sich auf den lebenden Pflanzenteilen befindende Exkrete von an Pflanzen saugenden Insekten aufnehmen, durch Kombination mit eigenen spezifischen Stoffen umwandeln, einlagern, dehydratisieren und in den Waben des Bienenstocks speichern und reifen lassen.“1
So lautet jedenfalls die Definition von Honig in der Honigverordnung (HonigV).
Wir fassen also zusammen: Honig entsteht entweder durch den Nektar aus den Blüten der Pflanzen, also der klassische Blütenhonig, oder aber auch durch die Ausscheidungen von Läusen, den sogenannten Honigtau. Mit den Ausscheidungen der Läuse hat vielleicht der ein oder andere im Sommer schon mal Bekanntschaft gemacht. Man parkt unter Bäumen und hat hinterher überall klebrige Flecken aus dem Fahrzeug. Blatt- oder Waldhonig wird dieser Honig genannt. Auch die leckeren Tannenhonige gehören in diese Kategorie. Da die Läuse nicht in jedem Jahr in ausreichender Anzahl vorhanden sind, sind solche Honige weniger vertreten als z.B. Blütenhonig. Blatt- oder Waldhonige sind dunkel, eher flüssig und sehr aromatisch.
Wie wird der Honig gewonnen?
Laut Honigverordnung gibt es vier Gewinnungsarten für Honig.
- Waben- oder Scheibenhonig
- „von Bienen in den gedeckelten, brutfreien Zellen der von ihnen frisch gebauten Honigwaben oder in Honigwaben aus feinen, ausschließlich aus Bienenwachs hergestellten gewaffelten Wachsblättern gespeicherter Honig, der in ganzen oder geteilten Waben gehandelt wird“
- Tropfhonig
- „durch Austropfen der entdeckelten, brutfreien Waben gewonnener Honig“
- Schleuderhonig
- „durch Schleudern der entdeckelten, brutfreien Waben gewonnener Honig“
- Presshonig
- „durch Pressen der brutfreien Waben ohne oder mit Erwärmung auf höchstens 45°C gewonnener Honig“2
In unserer Imkerei wird der Honig mit einer Honigschleuder gewonnen. Waben- oder Schiebenhonige findet man zum Beispiel sehr oft in der Türkei, welcher dort als Delikatesse gilt. Immer mehr verbreitet sind ganze Honigwaben am Frühstücksbufette in Hotels.
Woraus besteht Honig eigentlich?
Die Honigverordnung hat auch hierfür eine Definition parat:
„Honig besteht im Wesentlichen aus verschiedenen Zuckerarten, insbesondere aus Fructose und Glucose, sowie aus organischen Säuren, Enzymen und beim Nektarsammeln aufgenommenen festen Partikeln. Die Farbe des Honigs reicht von nahezu farblos bis dunkelbraun. Er kann von flüssiger, dickflüssiger oder teilweise bis durchgehend kristalliner Beschaffenheit sein. Die Unterschiede in Geschmack und Aroma werden von der jeweiligen botanischen Herkunft bestimmt.“3
Wir Imker haben also keinen Einfluss auf den Geschmack von unseren Honigen. Allein die Bienen entscheiden, welche Blüten beflogen werden.
Was ist bei der Ernte sonst zu beachten?
Der Honig muss reif sein! Bienen ziehen über die reifen Zellen eine dünne Wachsschicht als „Deckel“. Mit einem Refraktometer kontrolliert dies der Imker. Ein Gerät, mit dem der Wassergehalt im Honig gemessen werden kann. Er sollte aller höchstens 20% aufweisen, laut Deutschem Imkerbund maximal 18%. Je höher der Wasseranteil im Honig, je schneller kann es passieren, dass der Honig anfängt zu gären. Ist der Wasseranteil zu hoch, kann er nur noch als Backhonig oder für den Ansatz von Schnaps und Met genommen werden.
„Honig darf keinen künstlich veränderten Säuregrad aufweisen. Honig darf mit Ausnahme von Backhonig keinen fremden Geschmack oder Geruch aufweisen, nicht in Gärung übergegangen oder gegoren sein oder so stark erhitzt worden sein, dass die Enzyme erheblich oder vollständig inaktiviert wurden“4
Woher kommt mein Honig?
Wir leben in Deutschland und auch diese Angabe will klar geregelt sein (was auch gut so ist).
Auf Honigetiketten gehören hier in Deutschland gewisse Pflichtangaben (siehe weiter unten). Unter anderem muss auch das Herkunftsland mit auf dem Etikett stehen. In unserem Fall ist das Herkunftsland natürlich Deutschland. Zusätzlich könnte noch eine regionale Bezeichnung hinzugefügt werden wie zum Beispiel „Heidehonig aus der Lüneburger Heide“.
Und dann gibt es noch folgendes Herkunftsland „Mischung von Honig aus EU-Ländern und Nicht-EU-Ländern“
Hä??
Genau! Mischhonige wie man sie üblich im Supermarkt für 3 Euro findet. Das sind Honige, die von der Industrie aufgekauft werden und im Herstellungsprozess zusammengefügt werden. Dem Verbraucher muss allerdings auch klar sein, dass Honig z.B. aus Mexiko natürlich nicht solche strengen Lebensmittelüberwachungen unterliegt wie Honig aus Deutschland.
„Der Honig aus der Tube bleibt aber lange flüssig, euer Honig ist ja aber cremig, woran liegt das?“
Eine Frage die wir oft gestellt bekommen.
Das liegt hauptsächlich an der Zusammensetzung der Zuckersorten Fructose und Glucose. Außer Akazienhonig und manche Tauhonige fangen alle Sorten irgendwann an zu kristallisieren.
Da gibt es doch bestimmt auch etwas in der Honigverordnung…
„Honig dürfen keine anderen Stoffe als Honig zugefügt werden. Honig muss, soweit möglich, frei von organischen und anorganischen honigfremden Stoffen sein. Honig dürfen jedoch weder Pollen noch andere honigeigene Stoffe entzogen werden, soweit dies beim Entfernen von anorganischen oder organischen honigfremden Stoffen nicht unvermeidbar ist.“5
Honig muss also ein reines Naturprodukt sein, es darf nicht entnommen oder hinzugefügt werden!
Und nun?
„Abweichend davon dürfen gefiltertem Honig Pollen entzogen worden sein.“6
Der Teufel liegt im Detail. Um zu kristallisieren, benötigt der Honig Kristallisationskeime, kleine Unreinheiten im Honig wie z.B. Pollen. Pumpt man nun den Honig mit Hochdruck durch feine Membrane hindurch, filtert man diese Unreinheiten hinaus. Der Honig bleibt somit deutlich länger flüssig als der Imkerhonig. Somit fehlen dem Industriehonig aber auch wichtige und gesunde Bestandteile.
Das Auge isst mit!
Im Supermarkt stehen oft viele Honiggläser im Regal, alle haben ein anderes Etikett.
Dem Imker ist in der Gestaltung seiner Etiketten sehr viel Spielraum gelassen, doch gibt es laut Honigverordnung einige Punkte, die zwingend eingehalten werden müssen!
Was muss also auf einem Honigetikett alles draufstehen?
- Name und Anschrift des Imkers
- Verkehrsbezeichnung (Blütenhonig, Rapshonig, etc.)
- Ursprungsland (in unserem Fall Deutschland)
- Mindesthaltbarkeitsdatum (eigentlich kann Honig nicht ablaufen)
- Loskennzeichnung (Chargennummer – kann bei einem tagesgenauem Mindesthaltbarkeitsdatum entfallen)
- Nettofüllmenge
- Anweisung für die Aufbewahrung (kühl und trocken lagern)
Selbst die Schriftgröße auf dem Etikett ist vorgegeben!
Eine Anmerkung zum Schluss!
Honig ist ein Naturprodukt, in dem die Bienen und der Imker viel Arbeit investieren. Honig für 3 Euro im Supermarkt kann niemals nur aus Deutschland kommen. Kauft regional im Supermarkt (Anschrift des Imkers steht ja auf dem Etikett), oder kauft den Honig direkt bei eurem Imker um die Ecke. Es lohnt sich auch verschiedene Sorten aus verschiedenen Orten zu probieren. Für guten Honig zahlt man schon mal zwischen 6 und 12 Euro, je nach Sorte. Ihr werdet den Unterschied zum Industriehonig deutlich merken!
Ihr habt weitere Fragen oder es gibt Unklarheiten?
Sprecht uns doch einfach direkt an 😊